HAMMER OF DOOM XII

Posthalle Würzburg

17. & 18. November 2017


Ein geschmackvoll zusammengestelltes Billing hatte der Veranstalter fürs mittlerweile 12. Hammer Of Doom-Festival organisiert. Gedankt wurde es ihm mit einem Zuspruch, welcher für den Samstag zum (meines Wissens) ersten Mal in der Geschichte des Festivals gar ein „Ausverkauft“ bedeutete.

Für mich ging es Freitag mit LUCIFER'S FRIEND los. Es war ein Fest Super-Sänger John Lawton mal live in Aktion zu erleben, nachdem mir dies bei seinen Ab-und-zu-Engagements bei Uriah Heep, nämlich dann wenn der etatmäßige Vokalist Bernie Shaw ausfällt, bisher nicht gelungen war. Gut kamen sie an und man merkt einem Profi wie Lawton seine jahrelange Erfahrung selbstredend an. Aber müssen die peinlichen Mitsingspielchen immer wieder – egal von wem - ausgepackt werden? Sing yeahyeahahohohoooooo... nee, ohne mich, bitte. Ansonsten: Tadelloser Auftritt.

Nun kam einer der Hauptgründe meines Kommens. Die eigentlich bereits aufgelösten englischen WARNING gaben ihren Klassiker Watching From A Distance in voller Länge zum Besten. Und dies machten sie auf sehr intensive Art. Sänger Patrick Walker brachte die Emotionen und das Leiden auch live unglaublich emotional rüber. Leider kam nach den Songs des gut 50-minütigen Albums nichts mehr. Warum die Band die ihr zustehende Spielzeit von 75 Minuten nicht nutzte, wurde an diesem Abend nicht aufgelöst. Gerne hätte ich mir diese Show in einem intimen Club gegeben, bei dem die Zuschauer ausschließlich deswegen da sind, da hier der Unterhaltungslärm und das Besoffengegröhle schon störten. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Nachdem sich Walker in der Warning-Endphase weder über seine Band noch über die Metalszene besonders positiv äußerte, sollte man froh sein nochmal diese Chance erhalten zu haben.

Der zweite Tag begann mit BELOW, nachdem zuvor Cranial noch der ausführlichen Nahrungsaufnahme bzw. meinem Geschmack (Sludge ist nicht so meins...) zum Opfer fielen. Leider bestätigt der Auftritt den Eindruck, den die sympathische Band auch im Studio hinterlässt: Das ist alles solide, klingt gut und man verfolgt den Auftritt gerne, aber wirklich mitreißende Songs können sie nicht präsentieren. Als Anheizer auf jeden Fall nicht zu verachten und vielleicht wird es ja noch was mit den richtig guten Liedern.

Ganz anders die deutschen NAEVUS, die ihren flockigen Doom sympathisch bodenständig und locker rüberbrachten. Beide Alben wurden in etwa gleich berücksichtigt. Schön, dass sie nach ihrer zwischenzeitlichen Auflösung wieder zurück sind. Man merkt den Musikern ihre Live-Erfahrung (u. a. mit Sacred Steel, My Darkest Hate, Mystic Prophecy) einfach an. Daumen hoch!

Was CRIPPLED BLACK PHOENIX auf einem Doom-Festival zu suchen haben wissen sie wahrscheinlich nicht mal selbst – verarbeitet man doch eher Einflüsse von Bands wie Pink Floyd sowie diversen Indie-Bands. Trotzdem für mich, als Anhänger ihrer Musik, eine erfreuliche Ankündigung. Zwar bestand ein Großteil des Sets offenbar aus Songs des neuen Albums, welches mir leider bis dato nicht zu Ohren gekommen war, dennoch konnten auch ältere Songs wie der flotte Auftakt Rise Up And Fight oder Born in a Hurricane überzeugen. Neben dem charismatischen Sänger Justin Greaves war vor allem Keyboarderin und Backgroundsängerin Helen Stanley ein Hingucker, die der Menge immer mal wieder ihr hinreißendes Lächeln schenkte.

Auch THE VISION BLEAK sind mit ihrem gothic- und symphonic-lastigen Doom musikalisch nicht meine Baustelle. Zwar war hier der Zuschauerzuspruch am Nachmittag am geringsten, trotzdem wäre es falsch hier von einer Fehlbesetzung oder schwacher Mukke zu sprechen – ist halt nix für mich. Und gut kamen sie ja an. Für mich Zeit für eine kurze Pause, da ja schliesslich nun mit THE DOOMSDAY KINGDOM die neue Band von Candlemass-Mastermind Leif Eidling anstand. War dieser wegen schwerer gesundheitlicher Probleme zuletzt nicht in der Lage Auftrittsverpflichtungen zu erfüllen (neben Candlemass betraf das auch Avatarium), so stand er hier endlich mal wieder auf einer Bühne. Und seiner Show nach zu urteilen, hat er es mit jeder Faser genossen. Qualitativ meines Erachtens nicht an oben genannte Bands heranreichend, muss der Auftritt trotzdem als Erfolg für die Band gewertet werden und die 45 Minuten vergingen wie im Fluge.

Die anschließenden COUNT RAVEN standen sich dann für meinen Geschmack selbst im Weg. Von ihrem für mich stärksten Album Storm Warning kam leider kein Song zum Zuge, dafür nahm High On Infinity einen Großteil des Sets ein. Und zur Performance: Ich erwarte speziell bei Doom keine wilde Rock'n'Roll-Show, aber wenn man den Eindruck hat, die Musiker wähnen sich auf einer Probe in der Garage ihrer Eltern kann auch etwas nicht stimmen. Ein bisserl mehr Leidenschaft darf es schon sein, die Herren!

Fotos: Marc

Bei TIME LORD handelt es sich um niemand anderes als die aufgelöst gewähnten Pagan Altar, die mit dem Tod ihres einzigartigen Sängers Terry Jones 2015 einen schweren Verlust hinnehmen mussten. War der Auftritt in 2009 an selber Stelle noch von Soundproblemen überschattet, so klang man in diesem Jahr – wie übrigens alle Bands! - absolut hervorragend. Magic Circle's Brendan Radigan machte als Ersatzsänger eine gute Figur. Verwirrend: Obwohl es mit The Room Of Shadow sogar ein neues Album zu bewerben gab, wurde (wenn mich Ohren und Erinnerung nicht täuschen...) lediglich ein Song davon gespielt. Dass bei so einer Super-Band in einer Zeit von 75 Minuten immer was fehlt ist klar, das wurde durch Highlights wie das lauthals mitgesungene The Black Mass, March Of The Dead (!) und The Cry Of The Banshee (!!) mehr als ausgeglichen.

Foto: Philipp

Dann kamen, sahen und siegten CIRITH UNGOL. War es jahrelang nur ein Wunschtraum die Combo mal live zu sehen, so handelt es sich, nach dem Keep It True-Auftritt im Frühjahr und dem Chaos Descends-Festival bereits um den dritten Auftritt in Deutschland in diesem Jahr. Da kneif mich doch mal einer! Aber Cirith Ungol stehen und fallen natürlich mit der Form ihres Sängers Tim Baker, dessen Stimme man wohl nur lieben oder hassen kann – und da ist es unglaublich wie gut er seine Qualitäten über die bandlose Zeit konservieren konnte, wenn ihm am heutigen Abend am Ende des gut zweistündigen Sets auch ein wenig die Luft ausging. Nicht nur dass man sein wohl bestes Werk King Of The Dead in Gänze zur Aufführung brachte (wenn auch in abweichender Reihenfolge), mit dem genialen Arthur Brown-Cover Fire (I am the God of hellfire...and I bring you – FIRE!), der Paradise Lost-Trilogie und der Zugabe Death Of The Sun konnten zum Schluss nochmal die letzten Kraftreserven des Publikums mobilisiert werden.

Fotos: Philipp

Lob an den Veranstalter für ein rundum gelungenes Festival, welches mit rund 70 Euro für zwei Tage auch preislich sehr fair angesetzt war. Mit der Bereitstellung ausreichender Sitzgelegenheiten wurde auch ein letzter, häufig vorgetragener Kritikpunkt beseitigt. Die einzige Sorge für die Zukunft lautet folglich: Wie will man ein Festival wie dieses Jahr in den kommenden Jahren noch einmal steigern?


Mirco, Wördsburch 2017


Nächstes HOD: 16. & 17. November 2018


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