HAMMER OF DOOM XIV

Posthalle Würzburg

15. & 16. November 2019

Alle Jahre wieder pilgert Metal Düsseldorf zum Hammer of Doom-Festival nach Würzburg. Die diesjährige 14. Ausgabe hat dabei sogar mal ziemlich viel Doom Metal zu bieten.

Nach den beiden Auftaktbands Crestfallen Queen und Orodruin, wobei vor allem letztere von vielen Zeugen zu den Highlights des Festivals zählten, verbreiteten Antimatter mit ihrem traditionellen Doom und statischer Bühnenpräsenz gepflegte Langeweile.

All das war jedoch vergessen als The Skull mit einem Set nur aus Trouble-Songs bestehend starteten. Benannt nach einem Song jener Band, zwei ex-Mitgliedern im Line-Up und als Reaktion auf die Absage dieser Combo verpflichtet, spielte man sich durch einen ausschliesslich aus Highlights bestehendem Set. Als Trouble-Mitglied  war Sänger Eric Wagner bei jedem Auftritt der Band, dem ich beiwohnte, zugedröhnt bis in die Haarspitzen – dass er sich diese Unart mittlerweile abgewöhnt hat kommt der Show klar zu Gute. Mit Songs aus der Zeit des Debüts Psalm 9 (dessen 35. Geburtstag ursprünglich der Aufhänger für diesen Auftritt war) bis zum Album Plastic Green Head – dessen Titeltrack zum Zuge kam – deckte man die zweifelohne stärkste Phase der Bandgeschichte ab.

Anschließend brachte Ex-Scorpion-Gitarrist Uli Jon Roth ca. 90 Minuten Songs seiner bekannten Ex-Combo, aber auch des Nachfolgeprojekts Electric Sun. Garniert wurde das ganze mit Covers von All Along The Watchtower (Dylan), Little Wing (Hendrix) sowie - überraschend - eine tolle Version von Don't Tell The Wind, ein Song vom Debüt seines im Vorjahr verstorbenen Bruders Zeno, dem er auch gewidmet wurde. Negativ war, dass zuviel Zeit mit sinnlosem Gefiedel gefüllt wurde.

Tag 2 startete äußerst kompetent und traditionell tönend mit Thronehammer, gefolgt von Iron Walrus, die ja schon mehrmals in Düsseldorf zu sehen waren. Gewappnet in Masken des Tieres aus dem Bandnamen waren letztere für die derberen Töne des Festivals zuständig unter diesen ein völlig kaputtes Breaking The Law-Cover.

Der stilistische Exot im diesjährigen Line-Up waren Tanith mit ihrem, durch viele Folkeinflüsse aufgepeppten, Classic Hardrock. Der rege Zuschauerzuspruch zeigte, dass diese Abwechslung höchst willkommen war.

Anschließend wurde es wieder düüüüüüster mit Messa. Leider ging die Stimme von Sängerin Sara im Sound völlig unter. In jedem Fall kam ihre Doom-Variante mit massig Gothic-Einflüssen und kräftiger
Type O Negative-Schlagseite gut an.

An diese Reaktionen konnten Mirror of Deception nicht anknüpfen. Überraschend – gehören sie doch zu den, im positiven Sinne, am „traditionellsten“ klingenenden Bands des Genres und des Line-Ups. Wehrmutstropfen war leider, dass es gesangsmäßig teilweise recht abenteuerlich klang.

Weiter zu einem Highligt des diesjährigen Billings: Lord Vicar. Und wie immer wusste die Combo zu begeistern – gleichwohl man mit technischen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte und der Auftritt insgesamt nicht zu ihren besten  zählt.

Auch bei Khemmis geht es traditionell-doomig zur Sache, garniert mit vereinzelten Death-Grunts. Leider ging auch hier der Gesang in den Gitarrenwänden unter. Nach Swallow The Sun, die wie Trouble und Lord Vicar, schon zuvor auf diesem Festival zu Gast waren, wurde für viele Anwesende ein Traum wahr: Die Russen Scald spielten ihren ersten Deutschland-Auftritt. Nachdem sich um das einzige Album „Will of the gods is great power“ sowas wie ein Kult gebildet hatte, suchte und fand man mit Felipe von Procession einen Sänger, der bereit war in die großen Fußstapfen des verstorbenen Ex-Sängers zu treten – und er meisterte die Aufgabe tatsächlich mehr als zufriedenstellend. In der Form dürfen sie gerne wieder kommen.

Zum Abschluss durften Atlantean Kodex ihre mächtigen Epic-Hymnen zelebrieren. Trotz eines langen Festivaltages konnten sie die besten  Reaktionen verbuchen. Songs wie Sol Invictus, Pilgrims oder Atlantean Kodex sind aber auch zu stark!

Die fünfzehnte Ausgabe des Festivals ist auf den 13./14.11.2020 datiert – wenn möglich sind wir selbstverständlich wieder am Start – und gerne dürfen die Veranstalter, wie in diesem Jahr, den Fokus weiterhin auf den „richtigen“ Doom legen.
Text: Mirco, Fotos: Risa



Zum Vergrößern bitte anklicken ( Lord Vicar, Mirror of Deception, Messa, Tanith, Uli Jon Roth, The Skull, Orodruin)